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Fresken

Der Geldgeber der Agios Georgios-Kirche in Kato Floria
Der Geldgeber der Agios Georgios-Kirche in Kato Floria
Die Fresken der byzantinischen Kirchen von Kreta wurden leider sehr vernachlässigt. Mensch und Natur richteten zahllose Schäden an. Teilweise waren die Kirchen in so schlechtem baulichen Zustand, daß nicht nur Regenwasser durch Dach und Wände eindrang, sondern sogar das ganze Gebäude zusammenfiel. Auch die Jahre der verschiedenen Besatzungen haben ihren Zoll gefordert. Oft folgten auf die Schäden durch türkische Messer und Kugeln die völlige Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Schon allein der natürliche Verfall im Verlauf der Jahrhunderte (manchmal sogar Jahrtausend) hinterließ seine Spuren. Aber trotz allem sind die Wandmalereien Kretas wirklich einen Besuch wert. Mehrere zählen zu den schönsten Kunstwerken der ganzen Welt. Die Umgebung der kleinen Kapellen erhöhen noch deren Schönheit und lassen einen die Philosophie des Byzanz verstehen, nach der kein Platz zur Ehre Gottes vernachlässigt werden soll.
Verschiedene Geschehen der damaligen Welt beeindruckte den byzantinischen Kirchenmaler. Eine besonders wichtige Station war das Ökumenische Konzil im Jahre 787, denn dort kam man zu dem Entschluß, daß Christus in der Kirche bildlich dargestellt werden konnte, da er ja selbst zur Erlösung der Menschheit Menschengestalt angenommen hatte. Die Figuren der Wandmalereien treten als Kaiser und Höflinge auf - waffenstarrend, juwelengeschmückt und mit reichverzierten religiösen Gegenständen in den Händen. Das stand durchaus im Einklang zu der Philosophie, daß die Heiligen die Höflinge Gottes sind, und alle entsprechenden Darstellungen geschahen zu Ehren Gottes.
Ein anderer Themenkreis, der die Welt der damaligen Kirchenmaler widerspiegelt, umfaßt die Szenen mit Folterungen und Verstümmelungen. In der byzantinischen Kultur galt es als ehrenwert, einen Gefangenen nur zu verstümmeln und ihn nicht zu töten. So war es für einen Kirchenmaler durchaus nichts besonders, direkt neben innigen Szenen der Geburt Christi Bilder mit der Folterung der Verdammten wiederzugeben.
Aus der ersten byzantinischen Zeit sind nur wenige Fresken erhalten geblieben.
Fresko mit Johannes dem Täufer in der Agios Ioannis-Kirche, Axos
Fresko mit Johannes dem Täufer in der Agios Ioannis-Kirche, Axos
Eine Ausnahme macht die Agios Nikolaos-Kirche in Agios Nikolaos (Mirabelo, Lassithi), wo unter neueren Fresken alte Wandbilder mit geometrischen Mustern zum Vorschein kamen, wie sie in der Kirche in der Zeit des Bildersturmes, wo ja Gemälde verboten waren, üblich waren.
Es gibt zwar ansonsten noch viele Basiliken aus der ersten byzantinischen Zeit, aber nur wenige haben überhaupt noch Spuren der einstigen Fresken. Die meisten, die wir heute bewundern können, stammen aus der zweiten byzantinischen Zeit, d.h. nach 936 n. Chr., und viele sogar erst aus dem vierzehnten Jahrhundert.
Solange die Venezianer auf Kreta herrschten, ließen sie die griechische Kirche unbehelligt. Die Kreter ihrerseits hatten zwar kein Geld, um prächtige Bauten zu errichten, sorgten dafür aber für die Verschönerung des Kircheninneren mit reichen Fresken. Die Kunst der Wandmalerei fand einen besonderen Aufschwung nach dem Fall von Konstantinopel in 1453. Viele Gelehrte und Maler suchten Zuflucht auf Kreta und schufen dort die sogenannte Kretische Schule der Malerei, eine Mischung von byzantinischen und Renaissancetechniken. Das Ergebnis war die Einführung humanistischer Züge in die Wandmalereien. Gefühle und Bewegungen wurden im Bild festgehalten, und die Kleidung schmiegte sich an den Körper an, anstatt steif abzufallen. Die Themen der Fresken blieben mehr oder weniger dieselben, aber die Szenen waren nun von einem strahlenden roten Hintergrund eingerahmt. Der byzantinische Maler mußte sich an die Regeln halten, die für die großen Kirchen mit Kuppeln und viel Raum zum Ausmalen geschaffen worden waren. Die Kirche selbst war Symbol des Weltalls mit Himmel und Erde unter der Herrschaft des Allmächtigen (Pantokratoras). In großen Kirchen ist der Pantokratoras auf der Kuppel dargestellt, in kleineren Kapellen blickt er von der Konche (kleiner Abschnitt hinter und über dem Altar) herunter. Der Pantokrator hat viele verschiedene Gesichter, wie er so über das Universum blickt. Je nachdem kann er sich streng zeigen oder erbarmungsvoll, ehrfurchtseinflößend oder unbeteiligt. Unterhalb des Pantokratoras, in der Apsis sieht man die Heiligen und die Evangelisten und manchmal auch die Heilige Jungfrau als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde.
Im oberen Teil der Kirche, beginnend links hinter dem Pantokratoras ziehen sich quer über das Deckengewölbe von links nach rechts Szenen aus dem Leben Christi und der Heiligen. Während der ersten byzantinischen Zeit entsprachen diese Fresken den wichtigsten Festen des Kirchenjahres und erschienen entsprechend der Abfolge des Kirchenjahres. Später, in der zweiten byzantinischen Zeit, erweiterte sich der Themenkreis und umfaßt außer den wichtigen Stationen aus dem Leben Christi noch Szenen aus dem Leben der Heiligen, denen die Kirche geweiht war.
Die Wand gegenüber dem Pantokratoras war Bildern von der Kreuzigung und des Jüngsten Tages vorbehalten, zusammen mit Darstellungen der Hölle und der Auferstehung der Toten.
Der untere Teil der Kirche zeigt traditionsgemäß die Figuren der Heiligen und der heiligen Streiter (Agios Georgios und Agios Dimitrios).
Später kamen dazu noch die Bildnisse vom Geldgeber der Kirche - oft mit einem Modell der Kirche in der Hand, anderen Heiligen, ein erzählerisches Gemälde und manchmal Medaillons mit den Köpfen von Heiligen.
Die beliebtesten Themen der byzantinischen Kirchenmalerei in Kreta waren
1. Darstellungen von der Bestrafung der Verdammten fallen sofort ins Auge weil sie meistens groteske Folterszenen zeigen. Ihr Platz ist, wie schon gesagt, ebenfalls an der Rückwand.
2. Die Auferstehung des Lazarus von den Toten. Lazarus, ist in die Leichentücher eingewickelt, in einem aufrechten Sarg, und erweckt den Eindruck zu stehen.
3. Christi Geburt in der Gegenwart der Tiere (Ochse oder Esel), mit dem Kind in einer Krippe und die Jungfrau Maria, die sich über das Kind beugt.
4. Das Letzte Abendmahl.
5. Die Taufe Christi, mit Christus im Fluß Jordan umgeben von Fischen, zusammen mit der eindrucksvollen Gestalt des Johannes der Täufer.
6. Die Enschlafung der Jungfrau Maria. Die entschlafene Maria, mit sanftem und heiterem Gesicht liegt da, umgeben von den Heiligen. Hinter ihr steht Christus und hält ihre Seele (ein Baby) in den Armen.
7. Die Bildnisse des Geldgebers für den Kirchenbau und seiner Familie haben ihren Platz an der Rückwand und sind daran erkenntlich, daß sie keinen Heiligenschein haben (den nie eine Gestalt aus dem Laienvolk trägt).
8. Die Figuren der Heiligen mit Heiligenschein (im unteren Teil der Kirche) sind meist zweidimensionale Gestalten mit dem Gesicht nach vorne gewandt und hängenden Füßen, als ob sie schwebten. Die Heiligen zeigen sich prächtig gewandet, wie es ihrer Stellung als Höflingen Gottes zukommt.
9. Die Kreuzigung Christi. Die frühen byzantinischen Fresken zeigen Christus als vergeistigte Figur, während er später zusammen mit seiner Mutter als leidende Menschen dargestellt wird.
Die meisten Freskennmaler sind unbekannt, und selbst bei den signierten Wandbildern weiß man kaum etwas über den Künstler. Eine Ausnahme ist Ioannis Pagomenos, der viele Kirchen im Nomos Chania ausgemalt hatte. Er liegt in der Kapelle der Agios Nikolaos in Maza begraben und gehört zu den Malern mit intensiv humanistischen Zügen. Viele seiner Werke können im Selino (südöstlich von Chania) bewundert werden. Ein anderer bekannter Künstler ist Manuel Fokas, der in der Gegend der Pediada (bei Iraklion) tätig war.

Bilder von Fresken:


Christus wäscht den Aposteln die Füße, Fresko in der Panagia-Kirche in Kamariotis
Christus wäscht den Aposteln die Füße, Fresko in der Panagia-Kirche in Kamariotis
Die Entschlafung der Jungfrau Maria, Fresko in der Agios Ioannis-Kirche, Delina
Die Entschlafung der Jungfrau Maria, Fresko in der Agios Ioannis-Kirche, Delina
Die Hinterwand der Panagia-Kirche in Agia Paraskevi
Die Hinterwand der Panagia-Kirche in Agia Paraskevi
Das Fresko vom Letzten Abendmal, in der Panagia, Smiles
Das Fresko vom Letzten Abendmal, in der Panagia, Smiles
Fresko vom Letzten Abendmahl in der Agios Georgios-Kirche, Vathiako
Fresko vom Letzten Abendmahl in der Agios Georgios-Kirche, Vathiako
Fresko mit der Darstellung der Taufe Christi in der Panagia-Kirche in Lambiotes
Fresko mit der Darstellung der Taufe Christi in der Panagia-Kirche in Lambiotes
Fresko mit Kreuzigungsszene aus dem 24. Jhdt, Agios Antonios-Kirche, Avdou
Fresko mit Kreuzigungsszene aus dem 24. Jhdt, Agios Antonios-Kirche, Avdou
Fresko mit Darstellung der Hölle in der Agios Ioannis-Kirche in Axos
Fresko mit Darstellung der Hölle in der Agios Ioannis-Kirche in Axos
Fresko mit Bild des Agios Nikolaos, von Ioannis Pagomenos, Agios Nikolaos-Kirche
Fresko mit Bild des Agios Nikolaos, von Ioannis Pagomenos, Agios Nikolaos-Kirche
Fresko in der Agios Georgios-Kirche in Koustogerako mit Graffiti von 1507
Fresko in der Agios Georgios-Kirche in Koustogerako mit Graffiti von 1507
Fresko (von 1455) von Emmanuel und Ioannis Fokas, Agios Konstantinos-Kirche, Avdou
Fresko (von 1455) von Emmanuel und Ioannis Fokas, Agios Konstantinos-Kirche, Avdou
Fresko in der Panagia-Kirche, Drakonero
Fresko in der Panagia-Kirche, Drakonero
Die Geldgeber der Michael Archangelos-Kirche in Kavalariana
Die Geldgeber der Michael Archangelos-Kirche in Kavalariana
Fresko in der Agios Ioannis Theologos-Kirche in Margarites
Fresko in der Agios Ioannis Theologos-Kirche in Margarites
Der freskenbemalte Bogen in dr Panagia-Kirche in Demblohori
Der freskenbemalte Bogen in dr Panagia-Kirche in Demblohori
Fresko mit Johannes dem Täufer in der Agios Ioannis-Kirche, Axos
Fresko mit Johannes dem Täufer in der Agios Ioannis-Kirche, Axos
Der Geldgeber der Agios Georgios-Kirche in Kato Floria
Der Geldgeber der Agios Georgios-Kirche in Kato Floria